Das Gedenkblatt von
Johannes Gehrts erschien 1907 im Kunstverlag Fritz Edmunds
(Trier/Mosel). Der Kupferdruck zeigt auf 90 x 120 cm (Bildgröße 64 x 96
cm) Abbildungen aller 93 Offiziere die während des Hererokrieges in
Deutschsüdwestafrika gestorben sind. Erhältlich war das Blatt für stolze
50 Mark. Den hohen Preis waren anscheinend nur wenige bereit zu zahlen,
denn das Blatt wurde noch Jahre später zum reduzierten Preis von 15,-
Mark angeboten. Ergänzend dazu gab es ein Büchlein mit den Lebensdaten
(broschiert 1,50 Mark oder im Ganzledereinband zu 8,- Mark).
1909 erschien dann auch noch „auf vielseitige Anregung“ eine
verkleinerte Heliogravure (Blattgröße 45 x 63 cm).
Anscheinend waren die Gedenkblätter sepiafarbend und nur die
Ansichtskarte zur Werbung war farbig coloriert (siehe Vorseite). Farbige
Gedenkblätter sind bisher unbekannt.
Gedenkblätter und Begleithefte sind heute kaum noch zu finden.
Nach vielen Jahren ist es dem Traditionsverband gelungen, beides
zusammen zu fügen.
Das
Gedenkblatt steht (verkleinert) zum Download zur Verfügung,
hier die im Text unveränderte Wiedergabe des Büchleins, ergänzt um die
Portraits der Offiziere vom großen Gedenkblatt. |
In der Deutsche Kolonialzeitung,
Sonderbeilage zu Nr. 10 vom 7. März 1908, unter der Rubrik
Literatur, ist unter Besprechung folgendes zu lesen:
Gedenkblatt der 1904 – 07 in Südwestafrika gefallenen
Offiziere nebst deren Lebensdaten
Kunstverlag Fritz Emunds, Trier a. d. Mosel 1907.
Ein würdiges Denkmal hat der Kunstverlag Fritz Emunds-Trier den
tapferen Streitern um deutschen Kolonialbesitz, den
in Südwestafrika gefallenen, an ihren Wunden oder Krankheiten
verstorbenen Kameraden – Offizieren, Sanitätsoffizieren und Beamten
der Schutztruppe – in Gestalt eines vom Meister Johannes Gehrts
entworfenen prächtigen Kupferdruck geschaffen.
Der Künstler hatte hier eine Aufgabe zu lösen, die hoch ehrenvoll,
aber insofern nicht leicht war, als nahezu 100 Bildnisse einer
angemessenen Umrahmung eingefügt werden mussten.
Wer die in den Kasinos der älteren Regimenter befindlichen Bilder
der Gefallenen aus den Kriegen 64, 66, 70/71 kennt, weiß wie selten
es gelungen, die Gruppierungen der Porträts auch nur einigermaßen
künstlerisch schön zu gestalten.
Mir scheint hier diese Aufgabe in hervorragender Weise und bei recht
künstlerischer Auffassung gelöst zu sein.
Auf den Medaillons in dem eine eichenlaubgeschmückte, marmorne
Ehrentafel darstellenden Hintergrunde treten die größten-teils
wohlgetroffenen Porträts der Helden deutlich heraus, die im fernen
Südwestafrika das junge, hoffnungsvolle Leben für Kaiser und Reich
opferfreudig dahingaben.
Oben vermittelt ein bewegtes Kampfbild eine Anschauung von ihrer
Tapferkeit dem heimtückischen und grausamen Feinde gegenüber, und
von rechts her, überschaut – hochaufgerichtet – die majestätische
Gestalt der stahlumkleideten Germania mit Schmerz und Wehmut in den
edlen Zügen die Schar der heimgegangenen Heldensöhne, den düstern
Zug des Todes in jenen vier leiden vollen Kriegsjahren. Nun ruht das
Reichsschwert wieder in der Scheide, vom Lorbeer des Sieges umrankt,
und der Genius des Ruhms, eine herrliche geflügelte Jünglingsgestalt
zur linken der Bilder, setzt die Fanfare ab, nachdem er die Taten
der Gefallenen der Welt gekündet hat.
Nun überschattet der Palmzweig des Friedens die jungen Helden und
ihre frühen Gräber.
Das ernste, würdige und künstlerisch so wohlgelungene Gedenkblatt
spricht eine eindringliche und beredte Sprache und richtet an Mit-
und Nachwelt die Mahnung: „Vergeßt auch dieser teuren Toten
nicht!“
Wenn wohl der Preis des Blattes gewiss seinem künstlerischen Wert
entspricht und jedes Kasino der Truppenteile, die
einen der Helden den Ihren genannt, manch höhere Schule zur
Aneiferung für die heranwachsenden Jugend für ihre Aula das
Kunstblatt beschaffen werden, dürfte die Höhe des Preises (Mk. 50.–)
der wünschenswerten weiten Verbreitung des Blattes doch hinderlich
sein.
Es wäre ein verdienstliches Werk des Verlags, wenn dasselbe Blatt
später noch in wohlfeilerer Art und dazu einen passenden Rahmen
herstellen ließ, sodass auch unbemittelte Eltern, die ihren Sohn,
unbemittelte Offiziere, die ihren Kameraden verloren, mit dem sie
zusammengefochten, den sie fallen, sterben sahen, sich das köstliche
Andenken beschaffen können.
M. |
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