Moribus antiquis res stat Romana virisque
(Ennius)
Lewis H. Gann hat vor einigen Jahren
in einer Aufsatzsammlung, die neue Ansätze in der Kolonialhistoriographie
beleuchten sollte, den deutschen Kolonialismus als „marginal colonialism“
definiert und ihm im Gesamtkontext des imperialistischen Zeitalters eher
geringen Einfluß zugeschrieben.[2]
Das mag auf den ersten Blick auch für die Ausgestaltung des kolonialen
Denkmalswesens in Deutschland gelten, dem Thema einer Forschungsarbeit von
Joachim Zeller, die seit kurzem in Form einer überarbeiteten Fassung seiner
Dissertation aus dem Jahre 1998 vorliegt. Die betreffende Untersuchung macht
zugleich aber auch deutlich, welch großen Stellenwert diese Denkmäler trotz ihrer
geringen Zahl noch immer für Freunde oder Nachfahren der in ihnen geehrten
Persönlichkeiten einnehmen. – Auch wenn ihre Inschriften und ihre Ikonographie
zu Beginn des 21. Jahrhunderts mitunter befremdlich erscheinen, ist selbst eine
durchweg ablehnende Einstellung noch keine Rechtfertigung für Pietätlosigkeit
oder gar Vandalismus gegenüber diesen Zeugnissen der deutschen kolonialen Vergangenheit.[3]
Zellers Werk gliedert sich in einen
theoretischen und einen historischen Abschnitt. Ersterer – dies ist charakteristisch
für den Ursprung des Werkes als Dissertation – führt zunächst in das
Problemfeld „Denkmal und Geschichtsbewußtsein“ ein und behandelt dabei die
Rolle der Geschichtsdidaktik für die Frage der Wahrnehmung der eigenen
Geschichte durch ein Individuum oder die Gesellschaft. Zeller führte dabei u.a.
die Arbeiten von Karl-Ernst Jeismann über
das „Geschichtsbewußtsein“ an und kommt zu dem Schluß, daß „die Stiftung
eines Denkmals [...] in erster Linie den politischen Funktionen des
Geschichtsbewußtseins [dient].“ Als Paradebeispiel zur Erläuterung der
Bedeutung und Interpretation eines Denkmals wählt er das mittlerweile
verschollene Monument auf dem Truppenübungsplatz in Döberitz, das den Territorialverlust
durch den Versailler Vertrag thematisierte (S. 21-28, Zeller-Nr. 24[4])
und liefert eine ausführliche Beschreibung und Analyse desselben, seiner Bestandteile
(Ikonographie, Inschriften, äußere Form), und die mögliche Wahrnehmung durch
den Betrachter, wobei hinsichtlich der Motive für die Errichtung des Denkmals
auch Lücken in der historischen Überlieferung aufgezeigt werden.
Dann wechselt Zeller zu den
Kolonialdenkmälern als historische Quelle, indem er eine Reihe von Fragen
umreißt, die an die Monumente gestellt werden sollten (S. 46f.). Dieses
Programm stützt sich offensichtlich auf das unveröffentlichte Werk „Denkmal und
Geschichtsbewußtsein“ von Frank Schimmelpfennig
(1990), über das im Literaturverzeichnis außer der Bezeichnung „unveröffentl.
Typoscript“ (S. 298) leider keine weiteren Angaben vorliegen. Das ist um so
bedauerlicher, als Zeller für diese Studie, die sich mit den zur Erinnerung an
den Zweiten Weltkrieg errichteten Denkmälern befaßt, eine hohe Wertschätzung an
den Tag legt. Es folgt ein Überblick über den Stand der Kolonialdenkmalforschung,
in dem Bodo v. Borries vier Theoriekonzepte (nach denen das Zeitalter des
Kolonialismus interpretiert wird) vorgestellt werden (S. 52ff.): Die
„wechselseitige Fortschritts- und Modernisierungsthese“, die
„Dependenz-Theorie“ (die jeden Vorteil für die kolonisierten Völker bestreitet,
also gewissermaßen das Gegenteil des ersten Modells darstellt), eine dritte
Theorie, die die gesamte Kolonialgeschichte als „Wahnsinn und Weltzerstörung“
apostrophiert, und schließlich die sog. „Irrelevanz- oder Nulleffekt-These“,
die den Standpunkt vertritt, daß der Kolonialismus wohl der einheimische Bevölkerung
geschadet, ansonsten aber nichts wesentliches beigetragen, und daß von ihm auch
nur eine kleine, auserlesene (europäische) Gruppe profitiert hat. Es ist das
zweite Modell, mit dem Zeller sich am meisten identifiziert und nach dem er
auch die Arbeiten anderer bewertet (S. 7, 236 u. 265-267).
In diesem Zusammenhang wird auch
eine Definition des Kolonialdenkmal als solchem geboten: es ist ein Monument, das an eine Person oder Ereignis der
Kolonialgeschichte erinnert – was etwa die Leutwein-Erinnerungstafel in
Stümpfellbrunn, nicht aber das Grabmal des Gouverneurs einschließt. Es folgen
kurze Erwägungen über künstlerische Aspekte, die nach Zellers Auffassung
allerdings von untergeordneter Bedeutung sind, sowie die Thematik der
Denkmäler.
Der historische Teil des Werkes
gliedert sich nach dem gewohnten chronologischen Schema Kaiserreich (bis 1914)
– Weimarer Republik – NS-Zeit und die Jahre nach 1945. Man vermißt dabei allerdings
u.a. eine Betrachtung über die Rolle, die die jeweiligen Denkmäler während des
Ersten Weltkrieges gespielt haben bzw. wie sich ihre Wahrnehmung während der
Kriegsjahre verändert hat, obwohl etliche Männer, die vormals als Soldaten oder
Verwaltungspersonal in den Schutzgebieten gedient hatten, nunmehr ihre Heimat
in Europa verteidigten – man erinnere sich etwa an den Heldentod von Julius
Graf Zech, dem früheren Gouverneur von Togo. Zeller ist scheinbar auch so
zufrieden, hinreichend Material zu haben, mit dem er arbeiten kann. In seiner
Betrachtung der kaiserzeitlichen Denkmäler umreißt er exemplarisch die
Entscheidungsprozesse bei der Auswahl eines Entwurfs für das Reiterdenkmal in
Windhoek, die Wahl des Standortes für das Marinedenkmal in Swakopmund (an Stelle
von Windhoek) und die Entwürfe für ein zentrales Kolonialdenkmal. Da Zeller die
Denkmäler nach eigener Aussage nicht „unter einer kunsthistorischen
Fragestellung“ (S. 11) analysieren möchte, scheinen seine Bemerkungen zur
Ikonographie aber lediglich darin zu bestehen, den damaligen Zeitgenossen
mangelnde „political correctness“ vorzuwerfen. Die braunen Bataillone
des Dritten Reiches scheint er manchmal geradezu ungeduldig zu erwarten und so
versucht er, eine gerade Linie vom Nationalstolz des ausgehenden 19.
Jahrhunderts zu den Perversionen in der Mitte des 20. Jahrhunderts aufzuzeigen,
womit er seine eigene Analyse mithin verstümmelt. Adolf Brütts Entwurf für das
Berliner Kolonialkriegerdenkmal wird schlicht unter der Rubrik „Der
´Herrenreiter´ oder die Weißen als „Führerrasse´“ (S. 98f.) abgetan; das
Portrait Hermann v. Wissmanns in Dar-es-Salaam ist für ihn das eines
„Herrenmenschen“, der bei einem subalternen Askari den übermächtigen Herren
spielt (S. 122f.); der „sterbende Schutztruppler“ in Düsseldorf (Zeller-Nr.
29), ebenfalls ein Monument der Kaiserzeit, erregt Zellers Interesse nur als
Muster für die später von den Nationalsozialisten adaptierte Form von Heldentum
(S. 121 u. 168).
Die Betrachtungen über den Zeitraum
nach dem Debakel von Versailles – bei Zeller eine Phase der „Politik mit der
Erinnerung“ – beginnt mit einem summarischen Abriß über das Thema
Kolonialrevisionismus. Der eingeschränkten Möglichkeiten des enttäuschten und
ausgenutzten Volkes zu dem Zeitpunkt, als die Maschinerie der Gleichschaltung
anlief, wird er sich dabei aber offenbar nicht bewußt.[5]
Berücksichtigt werden in dem betreffenden Abschnitt einerseits Denkmäler, die
den Verlust von Menschenleben im Krieg oder den Verlust der Schutzgebiete durch
den Friedensvertrag betrauern, andererseits aber auch diejenigen, die explizit
zum Gedächtnis der deutschen „Kolonialhelden“ errichtet wurden. Die Monumente
und ihre Ikonographie werden dabei bewußt im Lichte ihrer Akzeptanz durch das
NS-Regime betrachtet, so etwa bei dem für Potsdam geplanten (Zeller Nr. 3, 87),
dann aber in Hamburg verwirklichten (Zeller Nr. 52) Ostafrikadenkmal. Auch das
Schicksal von Denkmälern in den ehemaligen Kolonien wird umrissen, wobei aber
die meiste Aufmerksamkeit den Geschehnissen in Südwestafrika gewidmet ist, wo
das Reiterdenkmal zum Sammelpunkt der Bemühungen um die Aufrechterhaltung einer
deutschen Identität wurde – wenn auch bisweilen, in Zeiten des Drucks, in Verbindung
mit einer unglücklichen europäischen Symbolik, die eine lokale, übertrieben nationalistische
Entschlossenheit zum Ausdruck brachten. Wenig Aufmerksamkeit wird hingegen den
Reaktionen auf andere außereuropäische Denkmäler zur Mandatszeit gezollt. So
sollte man etwa auch berücksichtigen, daß auf dem Sakarani-Friedhof in Tanga
dem Mahnmal eine Swahili-Inschrift hinzugefügt wurde (Zeller Nr. 155). Auch die
Geschehnisse in Kamerun sind nicht ohne Interesse, etwa als die der Mandatsherrschaft
gegenüber kritisch eingestellten Bewohner der Kolonie am dem Platz des von den
Franzosen entfernten Dominik-Standbildes in Kribi salutierten (Zeller Nr. 139).[6]
Nach 1945 sind die im 19.
Jahrhundert begründeten kolonialen Herrschaftssysteme untergegangen. Obwohl für
Deutschland das Kolonialzeitalter schon damals fünfundzwanzig oder mehr Jahre
zurücklag, riefen seine Spuren noch immer starke Emotionen hervor. Zeller schildert
die damnatio memoriae in den Gebieten die unter die Herrschaft des
Kommunismus fielen, während in den westlichen Teilen des früheren Kaiserreiches
die alten Denkmäler erhalten blieben. Zellers Betrachtungen über die Opposition
zu den Wissmann- bzw. Dominikdenkmälern sind durchaus ausgewogen, denn dies ist
eine Position, mit der er übereinstimmt, wenn auch bei der Zerstörung der
Denkmäler Parallelen zum Mißbrauch der Erinnerung an die „Kolonialhelden“ im
Dritten Reich aufkommen (vgl. S. 206-215 u. 161-168).
Auch seine Untersuchung zur
Nachkriegsrezeption des Reiterdenkmals in Windhoek ist m. E. detailliert und
gut dokumentiert: er unterstreicht den großen Respekt, den die meisten Namibier
vor der Rechtsstaatlichkeit haben. Überliefert wird dabei u.a. eine
Stellungnahme des princeps Clemens Kapuuo
über den Grund für das Verbinden der Augen des Reiters im Jahre 1959: sie sei
erfolgt, um zu versichern, daß „der deutsche Schutztruppler die Misere der Herero
auf der Alten Werft nicht sieht“ (Zeller S. 244f.). Achtung vor Denkmälern
nach der altüberlieferten Hererositte wurde mit dem Glauben verbunden, daß der
Reiter das Ideal der Ehre personifiziert, von der andere abgefallen sind. Zellers
ansonsten vorbildliche Darstellung wird allerdings dadurch beeinträchtigt, daß
er die Versuche von Nachfahren der Kolonialdeutschen, die Grenzen der
Erinnerung an den Gedenkstätten am Waterberg zu erweitern, als bloße
„Heuchelei“ abqualifiziert (S. 262).
Zeller schließt seine Ausführungen
mit einer Betrachtung über die Modernisierungs- und Dependenztheorie und einer
Zusammenfassung seiner Ergebnisse. Der Anhang zu seiner Arbeit, ein ausführlicher
Katalog von Kolonialdenkmälern, stellt vielleicht seinen wertvollsten Beitrag
dar, ist er doch eine hervorragende Ausgangsbasis für weitere Forschungen zu
den Einzeldenkmälern.
Im
vorhergehenden Abschnitt hatte ich u.a. auf die despektierliche und ideologisch
gefärbte Art angespielt, in der Zeller seine Ausführungen präsentiert. Dem
Ausmaß deutscher Geschichte wird seine Arbeit angesichts seiner Neigung, koloniale
Fragen nur als Andeutungen des späteren Weltgeschehens zu verstehen, nicht
gerecht. Zudem fehlt beinahe jeder Versuch der Einordnung der behandelten Kolonialdenkmäler
in einen größeren europäischen oder internationalen Kontext.[7]
Durch die mangelnde Auseinandersetzung mit der Ikonographie verliert seine
Analyse an Tiefe – denn in der Auswahl der Motive entdecken wir die Wahrnehmung
der historischen Ereignisse durch den Künstler und seine Auftraggeber.
Am Anfang meiner Betrachtungen
sollen Zellers Ausführungen über den Traditionsverband ehemaliger Schutz-
und Überseetruppen und ihre Tendenz stehen (S. 229-237, 273f.) – weniger
weil ich selbst Mitglied des betreffenden Verbandes bin, sondern weil ich als
Historiker Zugang zu den gleichen Quellen hatte, insbesondere die noch
vorhandenen Ausgaben der Mitteilungsblätter, die ich in chronologischer Reihenfolge
gelesen hatte, bevor ich Zellers Werk in den Händen hielt. Im Verlaufe dieser
Diskussion will ich darlegen, warum ich v. Borries´ Theoriekonzepte für kolonialgeschichtliche
Studien für unangemessen halte. Dann werde ich eine Anzahl von Monumenten näher
erläutern und darlegen, wie eine exaktere Ausarbeitung zu Ikonographie und
Kontext zu einer weniger einseitigen Interpretation führen kann und komme
schließlich auf einige strukturelle Fehler in Zellers Katalog zu sprechen,
nicht ohne ein paar Vorschläge zu machen, wie man ihn zu einem nützlicheren Forschungsinstrument
erweitern kann.
Seine Betrachtungen über den Traditionsverband
präsentiert Zeller unter dem Titel „Pflege eines statischen
Geschichtsbildes: Die Kolonialapologetik des Traditionsverbandes ehemaliger
Schutz- und Überseetruppen“. Das Adjektiv „statisch“ ist zu Teil durchaus
angebracht: Denn diejenigen, die im Jahre 1956 im Einklang mit dem Grundgesetz
der Bundesrepublik die Wiederherstellung des Traditionsverbandes betrieben,
waren Veteranen, deren militärische Laufbahn noch in den Jahren vor 1919 begonnen
hatte. Die Wesensart eines jeden Traditionsverbandes ist die Übertragung
gemeinsamer Werte, die lebendige Gestaltung der Überlieferung durch Feiern,
Gedenken und durch die Pflege von Freundschaften über die Generationengrenzen
hinweg (traditio). Im Laufe von 45
Jahren hat sich der jetzige Verein herausgebildet, dessen Entstehung man
vielleicht mit dem Verwandlungsprozeß vom römischen Legionärs-Feldlager zu den
daraus entstandenen heutigen europäischen Städten vergleichen kann: von einem
von Veteranen geprägten Gefüge zu einem Zusammenschluß ihrer Nachfahren,
Verwandten und Freunde – in Deutschland und im Ausland – und einem weiteren an
der deutschen Kolonialgeschichte interessierten Personenkreis. Kolonialgeschichte
wird hier als ein Bereich definiert, der sich von der Familienüberlieferung bis
hin zu Forschungen auf internationaler Ebene erstreckt. Man sollte demnach auch
weder überrascht noch gar bestützt sein, wenn der Traditionsverband an
Zeremonien teilnimmt, die – unter Anpassung an die geänderten Gegebenheiten –
auch Kolonialsoldaten wie Hermann v. Wissmann ehren.
Hier kommt die Frage nach der Kolonialapologetik
auf. Die Sätze, die Zeller auf den Seiten 232f. kritisiert, sind der im Jahre
1971 vom Traditionsverband Wissmann zu Ehren eingeweihten Granittafel entnommen
und stellen eine Reminiszenz an eine 1905 anläßlich der Trauerfeier gehaltene
Rede dar. Somit wurde sie von denen gestaltet, für die Wissmann eine lebendige
Erinnerung, ein Kollege und naher Freund gewesen war.[8]
Auch diese Gedankenkontinuität sollte keine Überraschung sein, denn Grab- und Gedenkreden neigen nun einmal dazu
in ihrer Struktur eher konservativ zu sein. Sie konzentrieren sich auf das, was
für die Hinterbliebenen zur Nachahmung empfehlenswert scheint und unterwerfen
sich nicht dem allzu flüchtigen Zeitgeist.
In seinen Ausführungen über die
Tätigkeit des Traditionsverbandes zeigt Zeller auch wenig Verständnis für die
Aktivitäten der einzelnen Mitglieder. Er kritisiert u.a. die von diesen gestalteten
Museen, die ursprünglich Privatsammlungen waren, deren Besitzer bereit waren,
ihre Interessen und ihre Sammlungen mit der Öffentlichkeit zu teilen. Von ihm
selbst kommen auch keine konkreten Vorschläge, wie man diese privaten
Sammlungen besser präsentieren könnte. An den jüngeren Schriften des Traditionsverbandes
haben viele Fachleute, wenn auch nicht immer professionelle Historiker,
mitgearbeitet, die in einer langen Reihe von Menschen gesehen werden sollten,
die ihre Erinnerungen niederschrieben oder die Geschichte ihrer Familie, ihrer
Heimat oder ihres Berufsstandes erforschten.
Daß Zeller über diese Bemühungen die
Nase rümpft, bringt eher Neid zum Ausdruck, und erinnert ein wenig an die
Bedenken, die die „ethnologische Elite“ äußerte, als Kolonialbeamte anfingen,
ethnologische und anthropologische Forschungen durchzuführen.[9]
Schade auch, daß Zeller nichts über die jahrelange Tätigkeit des Traditionsverbandes
im Bereich humanitäre Hilfe erwähnt, die zum Teil alleine, zum Teil in
Verbindung mit anderen Organisationen durchgeführt wurde, so. z. B. die
Unterstützung für Schulen in Namibia und finanzielle Beihilfen für die
ehemaligen Askaris der Schutztruppe, die später auch auf deren Nachkommen
überging.[10] Die
Wandlungen, die der Verein im Laufe der Jahrzehnte erlebte, scheinen ihm völlig
verborgen geblieben zu sein. Man kann noch 1974 eurozentrische, rassistische
Formulierungen finden, über die sich Zeller ausläßt (ohne Quellenangabe, S.
232, Anm. 576). Der Ausdruck „primitive Naturmenschen“ etwa taucht in einer
Abhandlung über Karin Hausens Kamerunbuch auf und wurde durch den ehemaligen
Kolonialoffizier Lt. Max Koehn gebraucht.[11]
Er fiel allerdings im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung zur Ausbildung,
die die deutschen und nichtdeutschen Mitglieder der Kolonialtruppe erhalten
haben; Koehn meinte, die Deutschen hätten die bessere Ausbildung bekommen. Ich
wäre sogar überrascht, wenn er als ehemaliger Schutztruppler nicht mit Stolz an
seine eigene Tätigkeit in einer entfernten und vielleicht verklärten Vergangenheit
zurückdenken würde. Es sind die Erinnerungen von Offizieren, die selbst noch in
den Kolonien gedient hatten und deren
prägende Jahre beinahe ein Jahrhundert zurückliegen, in denen man Phrasen entdeckt,
die Zeller inakzeptabel findet, für die ich aber eine Fülle von Parallelen in
ethnozentrischen Aussagen entdecke, die schon im Altertum bei Berichten über
fremde Völker Verwendung fanden.[12]
Man mag denn diese Redewendungen auch in neueren Ausgaben der
Mitteilungsblätter finden – in zeitgenössischen Quellen, die neu herausgegeben
und kommentiert wurden. Ich kann demnach Zellers Schlußfolgerung, daß die Mitteilungsblätter
des Traditionsverbandes für die heutige Geschichtsforschung bedeutungslos seien
(S. 232, Anm. 576) nicht teilen.
Bei der Abfassung einer Untersuchung
über Kolonialdenkmäler hätte gerade eine unvoreingenommene Auswertung des
Archivs und der Überlieferung eines Vereins von Kolonialveteranen viele bisher
unbekannte Details zu Tage fördern können. Und jetzt, da auch die letzten
dieser Veteranen von uns gegangen sind, stellen die Mitteilungen des Verbandes
eine wichtige Quelle zur Familiengeschichte, Heimatgeschichte und nicht zuletzt
ganz allgemein für die Geschichte des Kaiserreichs dar. Die Veröffentlichung
von privaten Erzählungen, die früher irgendwo in den Familienarchiven
schlummerten, können mit der Publikation von archäologischen Funden verglichen
werden, die ein neues Licht auf die Vergangenheit werfen. Auch Schriften, die ursprünglich
nicht für ein breiteres Publikum bestimmt waren, können – wie z. B. Gesine Krüger
in ihrer Analyse von Soldatenaussagen plausibel dargelegt hat – ergänzende und
manchmal sehr akkurate Einschätzungen der Ereignisse liefern.[13]
Zeller beurteilt den
Traditionsverband durch die Linse von v. Borries´ Theoriekonzepten: der Traditionsverband
vertritt die Modernisierungstheorie, Zeller hingegen favorisiert eine modifizierte
Form der Dependenztheorie. Beide Thesen drohen, zu stark vereinfachende Spiegelbilder
der jeweils anderen zu werden – bestenfalls geeignet für rhetorische und
parodistische Stilübungen.[14]
Sie sind im übrigen nicht erst das Ergebnis der modernen Kolonialgeschichtsforschung,
sondern finden ihren Widerhall bereits in der Antike. Als Beispiel sei der folgende
Satz erwähnt: „Plündern, Morden, Rauben nennen sie mit falschem Namen Herrschaft;
und wo sie eine Öde schaffen heißt es Frieden”. Diese These der
Dependenz-Theorie stammt von dem römischen Historiker Tacitus, der sie in
seiner Agricola-Biographie dem Häuptling Calgacus in den Mund gelegt hat
(Tacitus, Agricola, 30.5). Von den beiden anderen Theorie-Konzepten
erlaubt diejenige, die den Kolonialismus als „Wahnsinn und Weltzerstörung“ bezeichnet,
zwar einigen wenigen Europäern den Luxus, eine idealisierende, anti-moderne Position
einzunehmen, während den Bewohnern der kolonisierten Gebiete jede Fähigkeit und
Intelligenz abgesprochen wird, den Fehler zu begehen, Technologie zu
adaptieren. Die Einheimischen sind edle Wilde – und man gesteht ihnen nicht das
Recht zu, sich aus dieser Rolle zu lösen. Den letzten Begriff, die Irrelevanz-
oder Nulleffektthese, kann man selbst in kolonialfreundlichen Werken entdecken,
so z. B. in der schlichten Einleitung zu Paul Samassas „Die Besiedlung
Deutsch-Ostafrikas“ (Berlin 1909) mit der Formulierung: weil „wir bei der Aufteilung
der Erde zu spät gekommen waren und wertvolles Land für eine weiße Besiedlung
großen Stils nicht mehr erlangen konnten“ (S. 3). Ein breit angelegtes Studium
der Primärquellen wäre sicherlich hilfreich – man wird immer Gruppen von
beiden, Kolonisatoren und Kolonisierten, finden, die einen vorübergehenden
Vorteil aus der Kolonisierung zogen. Vielleicht poche ich zu sehr auf meine
klassische Ausbildung, wenn ich anrege, als passenden Hintergrund für das
Verständnis der Erinnerungen eines Kolonialbeamten, für die kolonialrevisionistischen
Flugblätter oder die Erwiderung eines Kolonialveteranen auf einseitige Fernsehpropaganda,
für die Achtung, die – wenn auch manchmal widerwillig – die „hilflos“ Kolonisierten
gegenüber ihrer deutschen Verwaltung an den Tag legten, und nicht zuletzt für
die Kameradschaft, die die Soldaten verschiedener Hautfarbe zeigten, das
deutsche Äquivalent für das römische Konzept des „decus“, Ansehen,
zu übernehmen.[15]
Für das korrekte Verständnis der
Denkmäler und ihrer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit müssen visuelle Zeugnisse
ebenso wie die literarischen herangezogen werden.[16]
Bei Zeller finden sich in dieser Beziehung recht brauchbare Ansatzpunkte, doch
seine Neigung, die Denkmäler nicht als Kunstwerke
zu betrachten, die von alten und modernen Einflüssen, nationalen und internationalen
Trends, von persönlichen Beziehungen zu dem jeweils Geehrten beeinflußt sind,
führt dazu, daß seine Analyse zu sehr von den Geschehnissen der Mitte des 20.
Jahrhunderts und Zellers Reaktionen auf diese geprägt ist. Interpretationen,
die nicht auf die späteren Ereignisse Bezug nehmen, können dadurch erreicht
werden, daß man Vergleichstücke des 19. und frühen 20. Jahrhunderts heranzieht.
In seiner Betrachtung über das
Denkmal auf dem Truppenübungsplatz in Döberitz weist Zeller zwar auf den
„(Blut- und) Boden-Mythos“ hin, eine Untersuchung über die Person Jesko v.
Puttkamers (damals Kommandeur in Döberitz) und die Motivation für die
Errichtung des Monuments, deutet aber an, daß andererseits auch persönliche
Beziehungen eine Rolle gespielt haben könnten: Puttkamer, einst selbst Offizier
der Kais. Schutztruppe für Kamerun, war vielleicht ein Neffe des gleichnamigen
Gouverneurs.[17]
Eine ganze Zahl von Denkmälern, in
den ehemaligen Schutzgebieten, wie auch im Reich, warfen die Frage auf, wie das
Gedenken an die Leistungen und Opfer in Übersee damit zu vereinbaren ist,
gleichzeitig dem Betrachter eine moralische Lektion zu erteilen. In diesem
Zusammenhang sei zunächst das Marinedenkmal aus dem Jahre 1907 genannt (Zeller
Nr. 131, S. 113f.). Es stellt zwei Soldaten dar, den einen auf der Wacht,
kampfbereit, den anderen als Opfer des Kampfes, die Waffe noch in der Hand
halten, zu seinen Füßen. Das Denkmal war ursprünglich für Windhoek geplant.
Bedenken hinsichtlich seiner Wirkung, insbesondere, wie die Darstellung der
soldatischen Entschlossenheit und des heldenhaften Todes von der einheimischen
Bevölkerung aufgenommen werden würde (Freude über den getöteten Deutschen),
führten dazu, daß das Denkmal schließlich in Swakopmund zur Aufstellung kam. Bedenken
gab es auch wegen Adolf Kürles Entwurf für das Kolonialkriegerdenkmal in Windhoek
(Abb. Zeller S. 116), das einen triumphierenden Reiter auf einem massiven
Sockel darstellte, unter dem ein zweiter, nachdenklicher Soldat saß. Man muß
dazu nicht völkische NS-Phantasie heraufzubeschwören. Dies ist das
kaiserzeitliche Hermannsdenkmal,
interpretiert in einem kolonialen Kontext[18];
der Schutztruppler und der Kranz unter dem Sockel sind ein Hinweis auf die
Gedenkveranstaltungen, die dort später stattfinden sollten. Die Anwesenheit der
sekundären, betrauernden Figur hat in diesem Fall Mißfallen bei den
Preisrichtern verursacht; sie fürchteten, daß die Figur den triumphalen
Eindruck des Monuments schmälern könne. Eine spätere Version Kürles, die nur
Pferd und Reiter darstellt, befindet noch heute in Windhoek.
Vom Wissmanndenkmal in Dar-es-Salaam
wurden keine untergeordneten Figuren entfernt (Zeller Nr. 142, vgl. auch Nr.
50), wir müssen allerdings zweierlei beachten: Den an Wissmanns Gestalt
aufwärts schauenden Askari auf dem Sockel und den toten Löwen, der, mit über
die Kante des Sockels hängenden Pfoten am Boden des Denkmals liegend, von der
Fahne des Askari eingehüllt wird. Zellers Interpretation („Wissmann
erscheint hier aber nicht nur als ´Herrenmensch´ über den ihm ergebenen Afrikaner und als Herrscher über das
eroberte Land, sondern auch als Bezwinger der Natur. Denn offensichtlich ist
der getötete König der Tiere sein Werk und seine Beute. So tritt Wissmann hier
– in Anspielung auf Herkules mit dem getöteten Löwen gleichsam als ´kolonialer
Herkules´, mit übermenschlichen Kräften versehen auf.“) (Zeller, S. 123f.)
muß ich ablehnen. Vielmehr glaube ich, daß auch der Löwe selbst Wissmann symbolisiert
– denn darum hüllt der Askari den Löwen mit einer Fahne ein (wie etwa auch der
Sarg eines Soldaten mit einer Flagge bedeckt wird), und darum blickt der Askari
an Wissmanns Gestalt empor – als Erinnerung an den toten Herrmann v. Wissmann.
Das Monument feiert Wissmann nicht nur in einer mutigen Pose, sondern auch so
wie sich seine Kameraden und Zeitgenossen und auch die Nachwelt an ihn erinnerten:
Als der Löwe von Deutsch-Ostafrika.[19]
Gegen den 1909 entstandenen
„sterbenden Schutztruppler“ in Düsseldorf[20]
scheinen während der Kaiserzeit keine Widerstände aufgekommen zu sein. Es
handelt sich um eine interpretatio germanica des Kapitolinischen
Galliers (Rom, Musei Capitolini, Nr. 747, vgl. Zeller S. 168, Nr. 410), den
selbst die Gelehrten des Kaiserreichs als ein Symbol des Sieges der
Zivilisation über die Barbarei (den Gallier) auffaßten.[21]
Ich nehme an, daß der sterbende Gallier ursprünglich für eine Garnison geplant
war, als Verkörperung des soldatischen Stolzes, wie ihn auch Hans Dominik durch
den Gebrauch der lateinischen Phrase dulce et decorum est pro patria mori
zum Ausdruck brachte, als er seine gefallenen Kameraden in Erinnerung rief.[22]
Es waren andere, die Generationen später diesen Stolz mißbrauchten.
Die Aktenlage erlaubt auch die
Betrachtung von Denkmälern, die nie gebaut wurden – ihre Entwürfe und die
Debatten darüber sagen viel über die Bewertung der deutschen Kolonialaktivitäten
aus. In weiten Teilen seiner Darstellung der Prozesse hinter dem geplanten
Berliner Denkmal (S. 85ff.) muß Zeller gelobt werden. Es handelte sich hierbei
um eine dreidimensionale Umsetzung der deutschen Kolonialleistungen, quasi eine
künstlerische Ergänzung zu Schnees Koloniallexikon[23],
eine retrospektive Betrachtung über das Kolonialreich, wie sie zu seinem
dreißigjährigen Jubiläum aufkam. Trotzdem bedauere ich, daß Zeller sich nicht mehr
Mühe gemacht hat, die Ikonographie von Behns preisgekröntem Entwurf zu
erläutern. Die Illustration auf S. 86 (vgl. S. 93f.) gestattet mir, einige
Fragen zu erheben, deren Beantwortung ich anderen überlassen möchte: der
rautenförmige Sockel, der den Elefanten trägt, enthält eine Anzahl von durch
Säulen getrennter Bildtafeln. Einige dieser Säulen tragen Portraitbüsten: wen
stellen sie dar? Die Tafeln sind Reliefs: man kann Spuren des „Kolonialkrieges“
erkennen. Die Fronttafel zeigt auf der linken Seite offenbar zwei Reihen zu je
drei Schilden: waren es die Wappen der Schutzgebiete? Rechts ist eine Reihe von
sich überlappenden Fahnen zu sehen: diejenigen der in Tsingtau stationierten
Truppen und der Matrosen des Habicht?
Eine Gestalt, die an den Düsseldorfer Schutztruppler erinnert, ruht auf einem
Kenotaph (?). Was war die entsprechende Figur auf der anderen Seite? Daß das
Denkmal nie ausgeführt wurde, muß dem Schicksal bzw. dem Ersten Weltkrieg
zugeschrieben werden. In dem gesamten Monument – so hoffte man jedenfalls damals
– sollten sich die gesamten Errungenschaften der deutschen Kolonialzeit manifestieren.
In den Vorschlägen für das Ostafrikadenkmal
in Potsdam sollte man nicht einfach nur NS-Feindschaft erkennen, wie das
bei Zeller der Fall ist, sondern die Kluft zwischen der Art des Erinnerns an
die Kolonialzeit, die von den NS-Machthabern propagiert wurde, und der Art und
Weise wie die Erinnerung von Kolonialveteranen und durch die örtliche
Bevölkerung gepflegt wurde. Der erste Entwurf, von Ruckteschells „Heia Safari!“
(Zeller, Nr. 87, vgl. Nr. 3), war das Werk eines Lettow-Manns, der bereits bei
der Entstehung des Buches Heia Safari!
(Leipzig 1920) mitgewirkt hatte. Ruckteschell setzte das gleichnamige Lied, das
zum Sinnbild des Ostafrika-Feldzuges wurde, bildnerisch um. Die Statuengruppen
umfaßte den Schutztruppler (vgl. das Foto von Lettow-Vorbeck in Heia Safari!,
S. 155), den Askari (in einer Pose die an den auf dem Umschlag des Buches abgebildeten
erinnert), und den Träger. Diejenigen, die den Entwurf spöttisch eine „Jagdszene“
bar jeden Heldentums nannten, hat Zeller nicht näher identifiziert. Sie waren
aber immerhin einflußreich genug, das Projekt ad acta zu legen. Der zweite
Entwurf (1938) stammte von Georg Lang: „Langs Entwurf sah die vor einem altarähnlichen
Denkmalblock kniende Aktfigur einer Afrikanerin vor“ (Zeller, S. 186). Hier
darf indes nicht eine reale Afrikanerin gesehen werden, für die die
NS-Ideologie ohnehin allenfalls Verachtung an den Tag gelegt hätte, sondern
eine imaginäre Personifikation des Landes, die Tyche oder Fortuna
Ostafrikas, die nicht nur um die Gefallenen des Krieges betrauert, sondern
auch um die in Versailles verletzte Ehre. Das Monument erinnert daher sowohl an
die gefallenen Soldaten als auch an das zu Unrecht verlorene Schutzgebiet. Der
Entwurf fand vor Ort Beifall und Anerkennung (Zeller, S. 187f.) und wurde nur
von den Anhängern der NS-Rassenpolitik verurteilt. Die traditionellen
Vorstellungen über den Lettow-Vorbeck-Feldzug, Tapferkeit, Treue und
Kameradschaft unter den Angehörigen der Truppe, gleich welcher Hautfarbe sie
waren, erschienen zuletzt 1939 bei der Einweihung von zwei von Ruckteschell
entworfenen Terrakotta-Reliefs in der Hamburger Lettow-Vorbeck-Kaserne (Zeller
Nr. 52). Auch hier werden noch einmal die Figuren des alten
Ostafrika-Kampfliedes präsentiert – idealisierend, massiv, die Einfassung
sprengend. Zellers Auffassung, daß der Gleichschritt der Figuren einige als untergeordnet
bezeichnet (S. 185), muß man dabei nicht unbedingt teilen. Den Abbildungen
fehlt nichts von der Menschlichkeit in Ruchteschells früheren Werken. Und man
sollte daraus nicht schließen, daß die „Treue der Askaris“, obgleich ein
Leitmotiv des Kolonialrevisionismus, in der Realität ohne jede Grundlage war.
Die Daten, die Zeller gesammelt hat
und in seinem Denkmalverzeichnis präsentiert, bilden die Grundlage für weitere
Untersuchungen – aber diese Basis erweckt leider nur den äußeren Anschein von
Stichhaltigkeit. Eine genauere Überprüfung des Verzeichnisses macht deutlich,
daß es im Inhalt unausgeglichen und verwirrend in seiner Darstellung ist. So
war eine Anzahl von Denkmälern mit Inschriften versehen, die aber entweder nur
in einer zusammenfassenden Form (z. B. Nr. 11, 29, 128) oder überhaupt nicht
(z. B. Nr. 18, 26, 134, 155) zitiert werden und dies sogar bei einigen der
wichtigsten Stücke. Zudem ist nur schwer nachzuvollziehen, wo man Abbildungen
eines Denkmals finden kann. Zeller verweist dabei noch nicht einmal auf die Illustrationen
seines eigenen Werkes.[24]
Viele Kolonialdenkmäler haben sich in Aussehen und Standort verändert: Hier
vermißt man eine exakte Beschreibung und entsprechende Querverweise. Das
Denkmal, das für Potsdam geplant wurde (Nr. 87), müßte als 87a (der v.
Ruckteschell-Entwurf, selbst geplant für Düsseldorf, heute in Aumühle, Nr. 3)
bezeichnet werden und als 87b (der Lang-Entwurf). Das gleiche gilt für die
Denkmäler des Sakarani-Friedhofs in Tanga (Nr. 155): 155a: das Hauptdenkmal bis
1962, 155b: die 1962 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.
eingeweihte Neugestaltung. Das ist keine Pedanterie, denn durch das veränderte
Aussehen eines Denkmals stellt sich die Frage, ob eine Veränderung des historischen
Bewußtseins die gleichen Informationen in einer neuen Gestalt transportiert
oder ob die neue Gestaltung Informationen transportiert, die bei der
ursprünglichen Formgebung nicht vorgesehen waren. Die hölzerne Gedenktafel, die
bis 1962 vorhanden war, unterschied die Gefallenen nach Rang und Truppenteil:
leerer Raum umrahmte die verstreuten Buchstaben, und gab dem Ganzen das Aussehen
eines Gerippes. Die Steininschrift von 1962 aus geschlossenen Buchstaben,
vermittelt dagegen den Eindruck, daß die Gefallenen gleich welchen Ranges sie
im Leben waren, nun unter Gottes Befehl alle in einer Reihe vereint sind.[25]
Zellers
Verzeichnis in einen mustergültigen Katalog zu verwandeln erfordert eine
vorsichtige Beobachtung, Berichterstattung und Verarbeitung der Daten;
Fähigkeiten, die bei einem gebildeten Publikum eigentlich allgemein verbreitet
sein sollten.[26] Das jeweilige
Denkmal muß in seinen geographischen Rahmen gestellt, auf einem Gelände- oder
Stadtplan lokalisiert und – um den Eindruck, den es auf den Passanten macht,
einzufangen – sowohl aus der Ferne, als auch aus der Nähe aus verschiedenen
Perspektiven fotografiert werden. Jedes Detail, jedes Element der Ikonographie
muß mit einbezogen werden. Erst dann kann so sorgfältig wie möglich über den Inhalt
der Fotografien berichtet werden. Ist das Denkmal mit einer Inschrift versehen,
ist besondere Aufmerksamkeit gefragt, vor allem dann, wenn es sich um einen längeren
Text handelt. Im Idealfall sollte man in der Lage sein, die Inschrift anhand
der Fotografie zu entziffern. Für die Druckfassung muß die Inschrift so
wiedergegeben werden, daß jede gemeißelte Linie auch einer gedruckten Linie
entspricht. Für das Döberitz-Denkmal wäre die Inschrift demnach folgendermaßen
zu drucken:
DEUTSCHES LAND
IN FREMDER HAND
D.h. zwei eingemeißelte Zeilen
entsprechen zwei gedruckten. Auch sollte man sicher gehen, daß jedes im
Original wiedergegebene Symbol, das eine Worttrennung anzeigt (z. B. Trennungsstriche)
oder Abschnitte der Inschrift unterteilt (wie die Kreuze, die auf dem jetzigen
Sakarani-Mahnmal die Namen der Gefallenen trennen) entsprechend dargestellt
werden. Wird Quellenmaterial in einem gedruckten Katalog dokumentiert, sollten
die Belegstellen so zusammengestellt werden, daß sofort klar ist, welche das
Denkmal auch im Bild wiedergeben und welche es nur verbal beschreiben. In
Zellers Verzeichnis hätten die Quellenangaben auch in solche unterteilt werden
sollen, die sich auf Planung und Gestaltung des jeweiligen Denkmals beziehen
und solche die seine spätere Rezeption betreffen.
Trotz meiner Kritik an Methodik und
Tendenz in Zellers Werk, kann ich den Erwerb desselben jedem, der sich für die
Untersuchung des – deutschen wie nichtdeutschen[27]
– kolonialen Denkmalwesens interessiert, durchaus empfehlen. Zusätzlich sollten
aber auch die in Zellers Bibliographie genannten Titel herangezogen werden und
Quellen, die übergangen oder in einen falschen Kontext gesetzt wurden, noch
einmal reflektiert werden. So werden Sie letztlich feststellen, wie recht der
Historiker Polybius dereinst mit seiner Aussage über die Wandlungsfähigkeit des
Schicksals hatte: Auf dem Sockel nämlich, der errichtet wurde, um ein
tendenziöses und politisierendes Plädoyer zu stützen, wird statt dessen ein
Denkmal für die Resultate einer unparteiischen historischen Forschung stehen.
[2] Lewis H. Gann: „Marginal Colonialism: The German Case“, in: Arthur J. Knoll/Lewis H. Gann (Hrsg.): Germans in the Tropics: Essays in German Colonial History, New York 1987, S. 1-17; vgl. bes. S. 13-15 zu den wichtigsten Unterschieden zwischen „old-fashioned colonial and modern totalitarian regimes“.
[3] Vgl. dazu Hendrik Resen: Ein kolonialer Adler fliegt nach Namibia, in: Namibia Magazin 1/2000, S. 23
[4] = Nummer im Denkmalverzeichnis am Ende des Buches, S. 303-325
[5] Hier vermißt man bei Zeller leider Woodruff D. Smith´ grundlegendes Werk „The Ideological Origins of Nazi Imperialism“ (Oxford 1986). Ich möchte nur ein Beispiel für den Zwiespalt, der durch die Gleichschaltung hervorgerufen wurde, zitieren: Julius Lips: The Savage Hits Back, New Haven 1937, XIX-XXXI, vgl. auch S. 6-10. Prof. Dr. Lips wird im Traditionsverband als Mitarbeiter für den Bereich Kamerun bei E. Schultz-Ewerths und Leonhard Adams Werk „Das Eingeborenenrecht“ (Stuttgart 1930) bekannt sein, einer juristischen und anthropologischen Untersuchung als Ergänzung zu Heinrich Schnees Koloniallexikon.
[6] Im Gegensatz zu Zeller (S. 138) würde ich die Ehrenbezeugungen, die am Standort des Dominik-Standbilds in Kribi vorgenommen wurden, nicht nur einigen früheren Angehörigen der Kameruner Schutztruppe zuschreiben, sondern vielmehr als eine Möglichkeit für eine größere Gruppe in der Kolonie, ihre Unzufriedenheit mit der Mandatsherrschaft und den falschen Versprechungen Wilsons zum Ausdruck zu bringen. Vgl. Victor T. LeVine: The Cameroons from Mandate to Independence (Berkeley 1964), S. 35-38, bes. S. 36. Ein Gespür für die Erwartungen vor Ort bekommt man, wenn man die im Juni und August 1919 bei der Weimarer Regierung und den Versailler Verhandlungen eingereichten Petitionen untersucht; s. Ralph A. Austen/Jonathan Derrick: Middlemen of the Cameroons Rivers, Cambridge 1999, Tafel 5.3 auf S. 146f. Im Hinblick auf die früheren Schutzgebiete müßte man die Definition des „Kolonialdenkmals“ übrigens erweitern: Wie sollte man etwa das Standbild von Karl Atangana in Yaunde interpretieren, der unter deutscher Herrschaft Dolmetscher, Schutztruppler und princeps seines Volkes war? (LeVine, S. 95f., 271 Nr. 19). Als Studie über die Inspiration zur Loyalität durch Denkmäler empfehle ich (aus meinem eigenen Fachbereich, der alten Geschichte) Clifford Ando: Imperial Ideology and Provincial Loyalty in the Roman Empire (Berkeley 2000).
[7] z. B. S. 61 Anm. 137; S. 265 Anm. 688, letzter Absatz auf S. 276. Glücklicherweise kann diese Lücke durch Rudy Koshar: From Monuments to Traces: Artifacts of German memory, 1870-1990, Berkeley 2000, gefüllt werden. Hier wird ein deutscher und europäischer Rahmen geschaffen, in den die Kolonialgeschichte eingeordnet werden kann.
[8] Abbildung, Text und die Reden aus dem Jahre 1905 finden sich in: Heinrich Meyer: Erinnerungsstätten an Hermann v. Wissmann, Traditionsverband ehem. Schutz- und Überseetruppen, Sonderdruck aus Nr. 51 des Mitteilungsblattes (Herbst 1972)
[9]
Zeller, S. 232 mit Anm. 576 u.
577. Woodruff D. Smith: Anthropology and German
Colonialism, in: Arthur J. Knoll/Lewis H. Gann (Hrsg.): Germans in the Tropics.
Essays in German Colonial History, New York 1987, S. 39-57
[10] Diese späteren Bemühungen sind das mos mairorum der Familie Scheel; Margarethe Scheel, Ehefrau des früheren deutschen Honorarkonsuls in Tanga, übernahm diese Verpflichtung nach dem Tod ihres Mannes (wofür sie schon bald den Beinamen „Mama Askari“ erhielt) und übergab sie später an ihre Schwiegertochter Jane Tamé. Vgl. Werner Haupt: Hundert Jahre Traditionsverband ehemaliger Schutz- und Überseetruppen, TVeSÜT-Mittbl. 80 (Juli 1997), S. 54 u. 65f. und Nachrichtenblatt 28 (Dez. 2000), S. 19
[11] Vgl. „Eine kritische Betrachtung von Max Koehn, Freiburg i. Br.“, in: TVeSÜT-Mittbl. 53 (Nov./Dez. 1974), S. 8-20, einer Rezension zu Karin Hausen : Deutsche Kolonialherrschaft in Afrika, Zürich 1970
[12] Man beachte bes. einige der griechisch-römischen Wertungen bei Susan P. Mattern: Rome and the Enemy, Berkeley 1999, S. 202ff.
[13] Gesine Krüger: Kriegsbewältigung und Geschichtsbewußtsein, Göttingen 1999, S. 69-103 u. 118
[14] Vgl. für diesemn Abschnitt allgemein das ausgezeichnete Werk „Rome and the Enemy“ (Berkeley 1999) von Susan P. Mattern, ihre Ausführung über das Tacitus-Zitat findet sich auf S. 207ff. Zu Diskussion und Parodie: Im Babylonischen Talmud (Sabbath 33b) wird über ein Streitgespräch unter Rabbis berichtet, die die relativen Leistungen der Römer und ihre Fortschritte in Judäa berichtet. Einer der Rabbis nimmt den „Fortschritts-Standpunkt“ ein , ein anderer vertritt die „Dependenz“-Theorie (vgl. Zeller S. 190, Anm. 471 über „technische Denkmäler“). Die gleiche Diskussion findet sich als Parodie auch in der Komödie Monty Pythons Leben des Brian. Eine englische Übersetzung der Talmud-Textstelle ist zu finden bei: Naphtali Lewis/Reinhold Meyer (Hrsg.): Roman Civilsation. Sourcebook II. The Empire (New York 1955), S. 414. – Mein Dank gilt an dieser Stelle Dylan Sailor, der gerade eine Studie über Tacitus an der University of California in Berkeley vorbereitet
[15]
Es ist durchaus nicht meine Absicht,
der Geschichte des deutschen Kolonialreichs voreilig eine interpretatio
romana aufzudrücken Das Studium der Primärquellen sollte hier aber mit der
gleichen Mühe angestellt werden, wie das bei Althistorikern mit Caesar, Tacitus
etc. gebräuchlich ist. Teil dieses Studiums muß dabei auch eine Untersuchung
des Hintergrunds und der Ausbildung der Kolonialbeamten sein. Ich finde den
Gebrauch des Ansehens im Tagebuch des
Leutnants Frhr. v. Münchhausen, der im äußersten Westen Ostafrikas an der
Grenze zwischen Ruanda und Belgisch-Kongo stationiert war. Münchhausen mußte
mit Aufständischen, die von belgischen Gebiet aus agierten, sehr schnell fertig
werden und dies einzig mit den ihm selbst zur Verfügung stehenden Truppen (um
so irgendwelche Verpflichtungen gegenüber dem Kongostaat zu vermeiden); trotz
ihrer geringen Zahl gelagt dies dank ihrer überlegenen Strategie und Disziplin.
Auszüge aus dem Tagebuch findet man bei Klaus-Friedrich Hetzer: Tagebuch des Leutnants Leopold Freiherr von
Münchhausen in Ruanda/Deutsch-Ostafrika 1900, TVeSÜT-Mittbl. 86 (April 2000),
S. 65-73. Vgl. zur örtlichen
Initiative auch Arthur J. Knoll:
Decision-making for the German Colonies, in: Arthur J. Knoll/Leweis H. Gann
(Hrsg.): Germans in the Tropics, S. 131-149
[16] Als Beispiel für eine Untersuchung von Denkmälern, in der alle Belege angeführt und in ihrem Kontext analysiert werden vgl. Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder, München 1987
[17] Für einige biographische Daten über Puttkamer jun. danke ich Herrn Wolfgang Herterich (Kamerunfachberater) und Herrn Dipl.-Kfm. Hermann Mietz (Geschäftsführer), beide vom Traditionsverband ehem. Schutz- und Überseetruppen. Puttkamer war ab 1908 Oberleutnant der Schutztruppe und Adjutant bei Gouverneur Theodor Seitz, dem Nachfolger von Puttkamer sen. Puttkamers Aufstieg unter Seitz kann vielleicht im Zusammenhang mit dessen Förderung durch Männer aus dem Umfeld seines Vorgämgers gesehen werden. Als Adjutant wird er – allerdings ohne Bezug zu seiner Abstammung – erwähnt bei Theodor Seitz: Vom Aufstieg und Niederbruch deutscher Kolonialmacht, Band 2, Karlsruhe 1929, S. 76f. u. 104
[18] Abbildungen und Betrachtungen zum Hermannsdenkmal bei Rudy Koshar: From Monuments to Traces, Berkeley 2000, S. 2000, S. 35-41. Der Leser sollte Koshars analythische Methoden – der Gebrauch von Vergleichsmaterial, um das Denkmal in einen größeren historischen Kontext einzuordnen – mit denen von Zeller vergleichen: eine mögliche visuelle Parallele zwischen dem Hermannsdenkmal und und Kürles Entwurf wird dort nicht aufgezeigt (vgl. Koshar, S. 38: Die Haltung Hermanns ist defensiv und aggresiv zugleich).
[19] Abbildungen des Wissmanndenkmals findet man auf den Titelseiten des TVeSÜT-Mittbl. 60 (März 1981) u. 66 (Jan./Feb. 1986); vgl. bei Zeller die Abb. auf S. 141. Erwähnt sei außerdem eine amerIKANische Parallele: als Präsident Theodor Roosevelt starb, wurde einem seiner Söhne ein Telegramm geschickt, auf dem stand, „der Löwe ist tot“.
[20] Hier könnte Zellers Verzeichnis etwas präziser sein (s. meine Anmerkungen weiter unten): besser wäre die Benennung als Nr. 29a: mit einer Inschrift zu Ehren von fünf Gefallenen aus Südwest (vom Mai 1909), 29b: nach der Aufstellung an einer anderen, besser zugänglichen Stelle mit einer neuen Inschrift zu Ehren aller Kolonialhelden (September 1935). – vgl. die Abb. bei Zeller auf S. 167.
[21] Eine Abbildung des Galliers findet man u.a. bei Nancy T. Grummond/Brunhilde S. Ridgeway (Hrsg.): From Pergamum to Sperlonga: Sculpture and Context (Berkeley 2000), Abb. 70. – Für die Interpretation in der willhelminischen Ära: John R. Marszal: Ubiquitous Barbarians, ebd., S. 192-195. Für den antiken politischen Hintergrund: Erich S. Gruen: Culture as Policy, ebd., S. 17-31 und zur Rezeption der Pergamondenkmäler im Kaiserreich: Suzanne L. Marchand: Down From Olympus: Archaeology and Philhellenism in Germany 1750-1970 (Princeton 1996), S. 96ff.
[22] Hans Dominik: Kamerun. Sechs Kriegs- und Friedensjahre in deutschen Tropen, Berlin, 21911, S. 346; ders.: Vom Atlantik zum Tschadsee, Berlin 1908, S. 308
[23] Vgl. dazu Heinrich Schnee: Erinnerungen. Als letzter Gouverneur in Deutsch-Ostafrika, Heidelberg 1964, S. 118 u. 157f.
[24] Vgl. z. B. die Abbildung aus Kolonie und Heimat in Wort und Bild (1911/12, V, Nr. 24, S. 4-5) auf S. 60: Die dort dargestellten zwölf Denkmäler werden überhaupt nicht näher spezifiziert. Das Verzeichnis nimmt nur in vier Fällen auf die Originalillustration Bezug (Zeller Nr. 140, 149, 117, 115). Daß die betreffenden Denkmäler auch in seinem eigenen Werk zu finden sind, erwähnt Zeller ebenfalls nicht.
[25] Bilder und Inschriften des Sakarani-Denkmals findet man u.a. in TVeSÜT-Mittbl. Nr. 53 (Nov./Dez. 1974) auf dem Titelbild (Hauptdenkmal und Inschrift nach 1962), auf S. 4 (Swahili-Inschrift zu Ehren der Askaris, 1935); in Nr. 68 (Nov. 1989) auf S. 140 (Hauptdenkmal und Inschrift, 1962), auf S. 141 (Swahili-Inschrift) und S. 148-149 (dreisprachige Inschrift auf Englisch, Deutsch und Swahili, die den Friedhofskomplex beschreibt); sowie in der Sondernummer vom November 1966 (Titelbild), wo die frühere hölzerne Gedenktafel abgebildet ist.
[26] Zeller läßt auch einige „untergeordnete“ Denkmäler in seinem Verzeichnis vermissen, das betrifft u.a. das Schicksal des Denkmals für den gefreiten Müller in Kemberg, über dessen Standort Dr. Frank Volta unter dem 25.2.2001 im Forum des Traditionsverbandes (www.traditionsverband.de) berichtet hat. – Vgl. dazu auch die Anmerkungen von Müllers Kamerad Moritz Bruno Salomon, in: Friedrich Frhr. v. Dincklage-Campe: Deutsche Reiter in Südwest, Berlin o.J., S. 240. Für ein Foto des Denkmals danke ich Herrn Dr. Volta.
[27] Offensichtlich liegen für andere Kolonialreiche des 19. und 20. Jahrhunderts keine Publikationen vor, die mit der von Zeller vergleichbar wären – das britische Empire eingeschlossen. Vgl. dazu die Anmerkungen und Bibliographie in Wm. Roger Louis (Hrsg.): The Oxforf History of the British Empire, 5 Bde, Oxford 1998-1999. Einige Bemerkungen zur französischen und afrikanischen Reflexion der imperialistischen Vergangenheit finden sich bei Alice L. Conklin: A Mission Civilize: The Republican Idea of Empire in France and West Africa, 1895-1930, Stanford 1997), S. 246-248, vgl. auch VII-VIII.
Prof. Thomas Metcalf vom Dept. of History, University of California, Berkeley, teil auf Anfrage mit (e-mail v. 20. u. 21. Feb. 2001), daß man Untersuchungen über Kolonialarchitektur und Stadtplanung dagegen durchaus finden kann. Über das Schicksal anderer Denkmäler schreibt er: „Many of the British monuments and statues in India, e.g. were allowed to stand für a decade and more after independence and then places into storage. Some were collected at the Victoria Memorial in Calcutta and others at the Coronation Ground in New Delhi where they remain on display. Some (e.g. those relating to 1857 revolt) were destroyed or renamed. Others remain as they were. In French colonies I believe destruction was common. In European cities, at least in Britain, colonial monuments have not been taken down or vandalized in the manner you describe. Perhaps passions have been more aroused in Germany.” Das Denkmal für George V. in New Delhi ist von Narayani Gupta behandelt worden (vgl. Kingway to Rajpath: The Democratization of Luytens Central Vista, in: Catherine Asher/Thomas Metcalf (Hrsg.): Perceptions in South Asia´s Visual Past, New Delhi 1994, S. 257-269). Als Ergänzung empfehle ich Metcalfs “Ideologies of the Raj“ (Cambridge 1995), das als Richtschnur für eine Arbeit dienen kann, wie sie auch für das deutsche Kolonialreich wünschenswert wäre.
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