Emil Nolde und Max Pechstein in der Südsee


Anfang des 20.Jahrhunderts findet die traditionelle Kunst der Südsee und Afrikas großes Interesse in der europäischen Kunstszene. Nach dem Impressionismus scheinen die Maler neue Kunstwelten zu suchen und lassen sich vom Primitivismus faszinieren. Der Expressionismus entsteht.
Viele Maler pilgern nach Nordafrika und in die Südsee. Am bekanntesten ist wohl Gauguin, der lange Zeit auf Tahiti arbeitete und dessen Bilder Weltruhm erlangten.
Doch nicht nur französische Maler zog es in ihre Kolonien. Während Max Pechstein zu den Palau-Inseln reiste, fuhr Emil Nolde nach Deutsch-Neu-Guinea. Max Pechstein war erst am 21.Juni.1914 auf Palau eingetroffen und musste nach Ausbruch des ersten Weltkrieges seinen Aufenthalt beenden. Er geriet in japanische Gefangenschaft und konnte nur über Umweg schließlich nach Deutschland zurückkehren. Von den wenigen Bildern, die er auf Palau geschaffen hat, ist wohl nur „Monsumstimmung in Palau“ erhalten.

Emil Nolde reiste bereits Ende September 1913 als Begleitung der „Medizinisch-Demographischen Deutsch-Neuguinea Expedition“ im Auftrag des Reichskolonialamtes ab. Die Expedition stand unter der Leitung der Augenärzte Alfred Leber und Ludwig Külz, der zuvor in Togo und Kamerun als Regierungsarzt Erfahrungen gesammelt hatte. Nach einer langen Reise durch Sibirien und China gelangte Nolde am 13.Dezember 1913 nach Neu-Guinea. Er akklimatisierte sich einige Zeit in Rabaul, wo er sich von einer lebensbedrohlichen Infektion erholen musste. Dort traf Nolde Ende 1913 auch mit Gouverneur Alfred Hahl zusammen. Der Maler erinnert sich später: „Er war uns nur wenig freundlich gesinnt und meine künstlerischen Ambitionen mochte er anscheinend gar nicht leiden.“
Erst drei Monate später fand er die Kraft zu malen und zog weiter nach Käwieng/Neu-Mecklenburg, wo er ein kleines neu erbautes Arresthaus als Atelier bezog. Während der kurzen Zeit seines Aufenthaltes vom 1.März bis zum 19.April 1914 schuf Nolde eine Vielzahl von Ölbildern und Skizzen.
Am 16.Mai treten Ada und Emil Nolde ihre Heimreise an. Sie werden vom Beginn des ersten Weltkrieges überrascht. Die Bilder gingen mit dem Dampfer „Schlesien“ separat auf den Weg. Dieser wird im Suez-Kanal nach Kriegsbeginn von Engländern gekapert - die Bilder werden beschlagnahmt und gelten dann lange als verschollen. Wieder in Deutschland versucht sich Nolde an die Eindrücke zu erinnern und malt eine ganze Reihe neuer Bilder mit Südseethemen. Als er dann schließlich 1921 aufgrund eines Hinweises seine 19 Ölbilder zusammengerollt unter einer Treppe in Plymouth/England findet und sogar die über 250 kleinformatigen Skizzen aus den verschimmelten Koffern seines Reisegepäcks hervorholt, kann er es nicht fassen.

In der Zeit des „Dritten Reiches“ erhält Emil Nolde Malverbot von den Nationalsozialisten. Seine Werke werden beschlagnahmt, vernichtet oder in den Ausstellung „Entartete Kunst“ lächerlich gemacht. Nur durch die Unterstützung vieler Freunde können wir uns heute an den Bildern erfreuen.

Leider erlauben es die testamentarischen Bestimmungen Noldes, dem die „Stiftung Ada und Emil Nolde – Seebüll“ verpflichtet ist, nicht hier Bilder zu zeigen. Die Stiftung bedauert das uns mitteilen zu müssen. Wir können hier also nur die interessante Geschichte berichten und auf den Katalog zur Ausstellung hinweisen, der absolut empfehlenswert ist.

„Emil Nolde und die Südsee“

ISBN 3-7774-9220-5

München 2001
Softcover ab 51,- Euro

Traditionsverband Bildergalerie Emil Nolde